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Senioreneinrichtung der GEW Hamburg · Mitglied der Qualitätsgemeinschaft Pflege

Historie

Eine bewegte Geschichte

Die Diesterweg Stiftung besteht schon seit über 50 Jahren. Erleben Sie einzigartige Zeitdokumente der Eröffnung und erfahren Sie mehr über die bewegte Geschichte der Einrichtung.

"Altenheim mit 85 Einzelwohnungen" Presse zur Eröffnung

Sie wohnen wie zu Hause, in ihren eigenen vier Wänden, in einer abgeschlossenen Wohnung mit ihren eigenen Möbeln: Gestern wurde den 85 Bewohnern des Altenwohnheims an der Tierparkallee 30 in Stellingen (Foto) offiziell ihr Haus übergeben. Für 6,4 Millionen Mark wurde das Heim in eineinhalbjähriger Bauzeit errichtet. Neben den 85 Einzelwohnungen (Miete zwischen 880 und 920 Mark) wurde auch eine moderne Pflegestation mit 26 Betten eingerichtet. Träger des Baus ist die Diesterwegstiftung, eine Einrichtung der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW). Der Stiftungsvorsitzende, Dr. H. Sturtzel, betonte in seiner Danksagung auch die besondere Stadtnähe und die günstige Verkehrsverbindung für die Bewohner, die somit jeden Punkt der Stadt leicht erreichen können.

"Hier können sich alle alten Lehrer wohlfühlen" Presse zur Eröffnung

In der Tierparkallee in Stellingen wurde gestern ein neues Altenwohnheim eingeweiht. In das sechsgeschossige Gebäude, zehn Mitglieder der Gewerkschaft, Erziehung und Wissenschaft und ihre Angehörigen ein. Auf der Pflegestation mit 26 Betten werden auch Nicht-Mitglieder behandelt. Den alten Menschen stehen Speisesaal, Fernsehraum, Bibliothek und Hobbyräume gemeinsam zur Verfügung. Großer Wert wird darauf gelegt, daß sich die Bewohner nicht „gegängelt“ und bewacht fühlen.

40 Jahre Diesterweg-Stiftung: Wie kam es zur Gründung? Herr Richter und Dr. Sturzel im Gespräch

Wenn schon die Geschichte eines Hauses, das 40 Jahre vom Schicksal vieler Hundert Menschen, Bewohnern und Mitarbeitern, erfüllt war, hier nicht dargestellt werden kann, sollte man doch anlässlich des am 1. September fälligen 40jährigen Jubiläums den Teil der Geschichte betrachten, der den Ursprung der Einrichtung beleuchtet. Dazu haben wir den jetzigen Vorstandsvorsitzenden der Stiftung, Reinhard Richter, gebeten, den damaligen Vorsitzenden, der auch die Gründungs-kommission leitete, Dr. Herbert Sturtzel, über das „Damals“ zu befragen.

Richter: Wie kam man eigentlich darauf, ein Heim bauen und betreiben zu wollen und welcher formale Akt war der Start?

Dr. Sturtzel: Der formale Startschuss kam ziemlich merkwürdig – den sollte man hier schildern. Nur wenige GEW -Mitglieder haben damals wahrscheinlich ermessen können, welche gewaltigen Folgen sie mit dem Erheben ihres Armes auslösten, als sie beschlossen, dass die noch überwiegend „Gesellschaft der Freunde…“genannte GEW Hamburg nunmehr umgehend ein Heim für alte und hilfsbedürftige Lehrer und Sozialpädagogen bauen und betreiben sollte. Zur Erinnerung: Es gab weder den heutigen Gewerkschaftstag noch die LVV. Jedes der damals etwa 10.000 Mitglieder konnte an der sogenannten Hauptversammlung teilnehmen und abstimmen. Als der Tagesordnungspunkt aufgerufen wurde, war nach 7 Stunden Sitzungszeit aber nur noch ein Rest von etwa 50 Kolleginnen und Kollegen im Saal. Auch die wollten jetzt nach Hause. Aber den nächsten Punkt könnte man ja noch schnell erledigen. Die Durchführung des Beschlusses würde schon irgendwie funktionieren.

Richter: So war das Anliegen also nur schmal legitimiert, aber auf jeden Fall gut begründet. Denn damals war doch der Mangel an gut ausgestatteten, gepflegten, kompetent geführten Alten- und Pflegeeinrichtungen eines der großen sozialen Probleme. Daher konnten die wenigen Abstimmenden sicher sein, für alle Kolleginnen und Kollegen richtig mitentschieden zu haben. Und dass die Durchführung nicht nur „irgendwie“, sondern zügig und fachgerecht funktionieren würde, glaubte der GEW Vorstand unserer gemeinnützigen Sozialeinrichtung, der Diesterweg-Stiftung, zutrauen zu können?

Dr. Sturtzel: Ja. Die gibt es übrigens bereits seit dem Anfang des vorigen Jahrhunderts. Ihre Aufgabe sah sie darin, in wirtschaftlicher Not befindlichen Mitgliedern zu helfen. So zahlte sie Renten an Lehrerwitwen, deren Ehemänner im ersten Weltkrieg gefallen waren, vergab auch Stipendien an Studenten und betrieb sogar eine Darlehenskasse für Mitglieder. Alle Aufgaben hatten sich aber durch wirksamere Aktionen des Staates bzw. der Banken erledigt. So hatte die Stiftung die Lücke im sozialen Netz als neue Aufgabe entdeckt und von ihr kam auch die Initiative für den Hauptversammlungsantrag.

Auf die Stiftung, die personell nur aus einem vierköpfigen monatlich tagenden Vorstand bestand, kam nun eine unübersehbare Fülle neuer Aufgaben zu, die mit erheblichen Risiken behaftet und mit menschlicher Verantwortung beladen waren. Der Landesvorstand schaffte daher ein erweitertes Arbeitsgremium für die Gründungszeit, in das außer dem Stiftungsvorstand fachlich versierte Kolleginnen für Großkücheneinrichtungen, Wäschereien und natürlich Altenpflege einbezogen und der Vorsitz dem hauptamtlich tätigen Geschäftsführer des Landesverbandes übertragen wurden.

Richter: Nun seid ihr sicher zunächst auf die Suche nach einem passenden Grundstück gegangen. Die Stiftung wird ja nicht ohne Kapital gewesen sein?

Dr. Sturtzel: Wir hatten das Glück, von der Stadt Hamburg bei der Umwandlung von einem Schrebergelände in ein Wohngebiet eine 6.000 qm große Fläche kaufen zu können. Die reichte für ein großes Haus mit einem geräumigen Garten. Sie liegt an der Tierparkallee in Stellingen, musste aber erst durch eine Stichstraße zusammen mit anderen Anliegern erschlossen werden. Das Grundstück würde bei heutigen Preisen einen Millionenbetrag gekostet haben. Bei den folgenden Beratungen mit den Architekten über Planung und Kosten ergab sich, dass wir mit dem Grundstück etwa 10 % des Gesamtaufwandes abdecken würden. Das flüssige Stiftungskapital war damit schon fast verbraucht.

Richter: Welche Bewohnerzahl hattet ihr denn zugrunde gelegt? Davon hingen ja das Bauvolumen und die gesamte Betriebsplanung ab.

Dr. Sturtzel: Die Sozialbehörde hatte uns zu einer mittleren Größe mit etwa 120 Plätzen geraten. Die Architekten legten also einen Plan vor, der 90 Appartements und 26 Betten in einer „Station“ enthielt. So wollten wir mit 116 Plätzen beginnen.

Richter: Aber das Eigenkapital dürfte den Banken für die Fremdmittelfinanzierung nicht gereicht haben?

Dr. Sturtzel: Das ist natürlich so gewesen. Aber wir nutzten eine damals übliche Gelegenheit, um die Finanzierung zu ermöglichen. Im Wohnungsbau wirkte sich immer noch die Wohnungsnot der Kriegs- und Nachkriegszeit aus. Es war damals üblich, dass ein Mieter beim Bezug eines Neubaus einen sogenannten Baukostenzuschuss bezahlte, der ratenweise „abgewohnt wurde. Wir bekamen dadurch weiteres Kapital zusammen. Genau genommen war das natürlich Fremdkapital, aber die Geldinstitute bewerteten es wie Eigenkapital, wahrscheinlich, weil dadurch kein Rang im Grundbuch blockiert wurde. Außerdem stand ja die Stifterin GEW Hamburg mit ihrer Bonität als Sicherheit hinter uns.

Richter: Ihr habt euch sicher auch Gedanken gemacht über den Charakter des Hauses. Sollte es mehr Hotel mit Pflegemöglichkeit sein oder ein Heim in dem engeren Sinne einer Heimstatt, eines neuen Zuhauses?

Dr. Sturtzel: Wir hatten Gelegenheit, mehrere fertige Häuser zu besichtigen und mit den Heimleitungen zu diskutieren. Danach stand für uns fest, dass wir keinen Hotelcharakter wollten.

Richter: Habt ihr euch klar gemacht, dass ihr im Begriff wart, einen mittelständischen Betrieb mit damals schon etwa 30 Mitarbeitern und einer großen Verantwortung für mehr als 100 hilfsbedürftige Menschen zu gründen?

Dr. Sturtzel: Ja, haben wir. Aber was das Fachliche anging, setzten wir auf die Fähigkeiten unserer Mitarbeiter, von denen einige, z.B. die Heimleiterin, schon vor der Eröffnung eingestellt wurden.

Richter: Schon lange vor der Fertigstellung musstet ihr ja wissen, mit welchem Pflegesatz ihr kalkulieren könnt. Die Pflegeversicherung gab es ja noch nicht, also wird die Kalkulation nicht so kompliziert und gebunden gewesen sein wie heute?

Dr. Sturtzel: So eng bestimmt nicht, aber ausgehandelt wurde sie auch. Jedoch nicht mit dem Krankenkassenverband und der Sozialbehörde, sondern nur mit der Behörde, die z.B. eine Platzauslastung von 98 % zugrunde legte.

Richter: Hattet ihr Sorge, dass das Haus nicht rechtzeitig belegt sein würde?

Dr. Sturtzel: Damit mussten wir rechnen. Wir hatten uns als Ziel gesetzt, zum Fertigstellungszeitpunkt, also am 1. September 1971, 75 % der Plätze belegt zu haben. Dementsprechend waren wir zurückhaltend mit der Mitarbeitereinstellung. Zu Weihnachten war das Haus dann vollständig belegt.

Richter: Waren denn so viele GEW-Mitglieder bereit, gerade jetzt in ein Heim zu ziehen?

Dr. Sturzel: Nein, das haben wir auch nicht erwarten können. Deshalb hatten wir von vornherein vorgesehen, auch Angehörige von Mitgliedern aufzunehmen und, falls noch Platz bliebe, auch andere interessierte Bürger.

Richter: Ich würde gerne wissen, wie sich das Leben in unserem Heim im Vergleich zu dem der Gründungszeit verändert hat.

Dr. Sturtzel: Da sind zunächst die Bewohner zu erwähnen. Die durchschnittliche Lebenserwartung hat sich ja deutlich erhöht. Entsprechend kommen die Bewohner heute später, gehen aber auch später. Damals kamen manche mit siebzig, weil die Vorstellung noch überliefert war, nach der Pensionierung kämen noch einige Jahre „Lebensabend“. Den wollte man geschützt und in Gemeinschaft verbringen. Die heute sogenannten „Tagesstrukturierenden Angebote“ waren für die Diesterweg-Stiftung eigentlich schon immer ein wesentliches Merkmal;
früher sprachen wir eher von Angeboten mit kulturellem Inhalt.

Richter: Hat nicht auch die Einführung der Pflegeversicherung einen Einschnitt gebracht?

Dr. Sturtzel: Ja, einen erheblichen. Die Vorteile für die gesamte Bevölkerung sind ja unbestreitbar. Aber den Pflegeeinrichtungen hat sie eine Fülle von formalen Pflichten gebracht, die zwar nicht ohne Nutzen sind, aber einen großen Arbeitsaufwand erfordern. Gegenüber früher ist der Betrieb des Heimes als stärker formalisiert zu betrachten.

Richter: Du erwähntest das jetzige hohe Durchschnittsalter der Bewohner. Ist der Personalaufwand für die Pflege damals nicht deutlich geringer gewesen?

Dr. Sturtzel: Ja, erheblich geringer. Er hat sich bei der eigentlichen
Pflege im Laufe der 40 Jahre immer weiter erhöht. Aber auch in der Verwaltung ergibt sich durch die Einführung der Kurzzeitpflege ein erhöhter Arbeitsaufwand.

Richter: Hoffen wir, dass sich weiterhin gute Mitarbeiter bei uns bewerben. Denn das haben wir beide erfahren: Die Qualität des Heimes und die daraus erwachsende Zufriedenheit der Bewohner hängt seit 40 Jahren von der menschlichen und fachlichen Qualität der Mitarbeiter ab.

Bilder vom Einzug und der Zeit danach Fotos

Senioreneinrichtung der GEW Hamburg und Mitglied der Qualitätsgemeinschaft Pflege

Die Diesterweg-Stiftung ist die vollstationäre Wohn-Pflegeeinrichtung der Gewerkschaft für Erziehung und Wissenschaft Hamburg (GEW). In unserem gemeinnützigen Unternehmen kümmern sich rund 90 Mitarbeiter*innen um 100 Bewohner*innen aller Pflegegrade.

Tierparkallee 30
22527 Hamburg
info@diesterweg-stiftung.de
040 31 97 55 3 - 0
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